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Projekt "NORMALABSTAND"

Okt. - Nov. 2020
Projekt NORMALABSTAND
Projekt "NORMALABSTAND"
Take Action

Im Herbst 2020 beschließen wir, Evelin Nolle-Rieder und Laura Tetzlaff, ein gemeinsames Projekt in der Gemeinde Winterlingen auf die Beine zu stellen und schreiben ein Konzept.

Trotz oder gerade wegen der Corona-Situation, die in unserem Privatleben und Arbeitsleben allgegenwärtig ist. Und genau damit möchten wir uns auch künstlerisch auseinandersetzen. Was macht dieser dauernde Ausnahmezustand eigentlich mit uns und unseren Mitmenschen?

Unsere Freude ist groß, als wir am 19.02.21 die Förderzusage für unseren Projektantrag erhalten. Das ist der offizielle Startschuss! "Los geht’s!“

2021
Projekt NORMALABSTAND
NORMALABSTAND – Was ist das überhaupt?

 

NORMALABSTAND ist der Titel eines Theaterprojektes, das sich mit dem neuen, für alle „normal“ gewordenen Abstand zwischen uns Menschen beschäftigt.

Mich als Künstlerin (Regisseurin Laura Tetzlaff) interessieren die Auswirkungen der Pandemie auf unser persönliches Erleben und unser schwindendes Zusammengehörigkeits-gefühl. Dabei möchte ich besonders jene Menschen zu Wort kommen lassen, die meinem Eindruck nach wenig gehört werden. Zum Beispiel Kinder, Eltern, Jugendliche und Senior:innen.

Erleben kann man das Ganze an den ersten beiden Juli Wochenenden als begleitete Tour durch Winterlingens Winkele.

Jan - Feb 2021
Projekt NORMALABSTAND
Erstes Treffen vor Ort
Normalabstand

 

Schon im Januar gibt es das erste Treffen zwischen mir, der Regisseurin Laura Tetzlaff, und der Leiterin des K3, Evelin Nolle-Rieder.

Gemeinsam stapfen wir durch den Schnee, um nach geeigneten Stationen der Theatertour Ausschau zu halten. Eine spannende Konstellation, da ich ja mit fremden, neugierigen Augen auf Winterlingen schaue, während Evelin Nolle-Rieder als Insiderin unheimlich viel über die Gemeinde und ihre Menschen zu erzählen weiß.

Bestimmte Spielorte, wie etwa ein Kinderspielplatz, sind schnell gefunden. Auch unterschiedliche Vermittlungs-formate, wie etwa eine Klangcollage mit den Stimmen alter Menschen, ist schon recht früh eine Idee, die wir unbedingt umsetzen wollen.

Aufgefallen sind uns auch die vielen leeren Schaufenster im Ortskern, mit denen man unbedingt was machen müsste...

Mär 2021
Projekt NORMALABSTAND
Theater im Schaufenster?
Normalabstand

 

Als ich im März nochmal für eine Woche nach Winterlingen reise, hat Evelin Nolle-Rieder bereits alle Schaufenster, die wir brauchen, organisiert.

Sie hat eben nicht nur ein gewinnendes Wesen, sondern auch die Ladenbesitzer:innen haben sehr offen und positiv auf das Vorhaben reagiert und stellen uns ihre Fenster zur Verfügung.

Haben Sie eine Idee, was hier Anfang Juli stattfinden könnte?

Mär - Apr 2021
Projekt NORMALABSTAND
Reden, Reden, reden
Normalabstand

 

Um zu erfahren, was die Menschen wirklich denken und was sie beschäftigt, haben wir viele Fragen. Leider dürfen wir sie pandemiebedingt nicht persönlich stellen. Also haben wir uns einen Weg ausgedacht, wie sich die Familien, Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte selbst interviewen können. Per Sprachnachricht können sie uns ihre Gedanken zusenden an +49 176 851 402 01

Aus den so gewonnenen Antworten gestalte ich die Texte für Spielszenen der Theatertour. Wenn auch Sie mich inspirieren möchten und finden, dass es zu Corona genug zu sagen gibt, dann finden Sie hier die Fragen:

Hier geht es zu den Fragen für Kinder & Eltern
hier für Jugendliche,
und hier für interessierte Erzieher*innen & Lehrer*innen

Mai 2021
Projekt NORMALABSTAND
Interviews für eine Klangcollage
Normalabstand

 

Eine Station unseres Theaterspaziergangs wird im evangelischen Gemeindehaus sein.

Aus den Stimmen von Bürgern aus Winterlingen, oder Menschen, die mit Winterlingen zu tun haben, soll im Tonstudio eine Klangcollage gestaltet werden. Dazu führe ich, Evelin Nolle-Rieder, Interviews mit den verschiedensten Menschen.

Mit tagesaktuellem Test besuche ich meine Interviewpartner aus Winterlingen und Umgebung. Allen gemeinsam ist das Thema „Senior*innen“. Entweder weil sie selbst bereits zu dieser Gruppe gehören oder weil sie Senior*innen pflegen oder betreuen oder den Altennachmittag mitgestaltet haben.

Ich lerne dabei Leute „neu“ kennen und neue Leute kennen. Nachdem ich so viele Monate sehr zurückgezogen verbracht hab, ich war lediglich beim Einkaufen oder Spazierengehen, lösen diese Interviews trotz AHA-Regel eine tiefe Freude in mir aus. Endlich wieder Begegnung und Gespräch im selben Raum. Was für ein Glück!

Mai 2021
Projekt NORMALABSTAND
Eindrücke während der Interviews
Normalabstand

 

Die Gefühle, die meine Interviewpartner in den letzten 14 Monaten begleitet haben, stehen häufig groß im Raum, ohne dass sie ausgesprochen werden müssen. Neben Angst und Sorge um die Gesundheit ist auch viel dieses schmerzliche Vermissen der körperlichen Nähe und spontanen Berührung der geliebten Menschen spürbar.

Alle Interviewten vermissen die spontanen Treffen, die Gespräche über den Gartenzaun, das Knuddeln und Umarmen. Dabei reicht die Intensität von erträglicher Sehnsucht über Verlustschmerz bis zur Beeinträchtigung des allgemeinen Wohlbefindens und es treten vereinzelt bereits grundsätzliche Freudlosigkeit und Antriebslosigkeit auf. Etwas, das mich sehr betroffen und nachdenklich zurücklässt.

Gleichzeitig bin ich immer noch beeindruckt von jener Seniorin, die bereits in der 1. Welle an Corona erkrankte und ohne Folgeerkrankungen die Infektion überstanden hat.
So viel Zuversicht, Freude am und Zufriedenheit mit dem eigenen Leben, habe ich noch nie zuvor bei einem betagten Menschen wahrgenommen. Das hat mich regelrecht geflasht!

Jun 2021
Projekt NORMALABSTAND
Vom Zuhören und Schreiben
zuhören_und_schreiben

 

Nachdem so viele Menschen unserem Aufruf gefolgt sind, heisst es nun erstmal Zuhören. Viele Stunden lausche ich - die Regisseurin Laura Tetzlaff - den Geschichten und halte die Stimmen auf Papier fest.

Dabei bin ich tief berührt von dem Vertrauen, dass unserem Projekt entgegengebracht wird und auch von dem Bedarf, den es offensichtlich gibt, sich mitzuteilen in der Pandemie.

Immer wieder fasziniert bin ich beim Zuhören von der schonungslosen Ehrlichkeit und Unverkrampftheit der Kinder. Bei den Jugendlichen beschäftigt mich die spürbare Not der verpassten Chancen, die Antriebslosigkeit, aber auch die große Verantwortlichkeit, die diese Generation zeigt, sehr. So wie mich auch die Großzügigkeit, Lebensfreude und Sehnsucht der Senior:innen immer wieder einfach umhaut. Viele Familien berichten davon, dass Corona sie näher zusammengeschweisst hat und wie sie die kleineren Dinge zu schätzen gelernt haben.

So schwer es auch fällt, weil alle Stimmen zählen, heisst es nun, eine Auswahl zu treffen, das Material zu verdichten und voller Inspiration die Spielszenen für unseren Spaziergang zu schreiben. Sind Sie auch schon so gespannt wie ich?!

Jun 2021
Projekt NORMALABSTAND
Drinnen und draußen
Normalabstand

 

Endlich haben unsere Proben mit allen beteiligten Darsteller:innen und Tänzer:innen begonnen. Da wir auch an den Originalschauplätzen probieren, ist die erste Woche mit ihren doch sehr sommerlichen Temperaturen eine ganz schöne Herausforderung. Aber alle sind hoch motiviert und es ist schön zu erleben, wie die Texte plötzlich durch die beteiligten Menschen zum Leben erweckt werden.

Neben den Proben verbringe ich, Laura Tetzlaff, viele Stunden mit Stephan Hartmann in seinem Tonstudio HS Audio. Er begleitet unser Projekt mit seiner tontechnischen Expertise und gemeinsam setzen wir die vielen Stimmen der Senior:innen zu einer Soundcollage zusammen. Ich weiß zwar, wie das Ganze klingen soll und welche Beiträge mir besonders wichtig sind, aber erst Dank Stephans Know How und seinen feinen Ohren finden sich auch die technischen Umsetzungsmöglichkeiten für meine Ideen. 

Jun 2021
Projekt NORMALABSTAND
Der 6. Probentag
Regenschirm

 

ENDLICH wieder spielen! Und das sogar auf einem Kinderspielplatz. Hach, was habe ich das vermisst. Sonst mache ich, Laura Sauer, das sogar beruflich. Als Schauspielerin. Und jetzt eben endlich wieder. Yes! Du kannst mich mal, Corona. 

Bin ein bisschen früh dran. Auf die Kollegen warten... Kinder sind schon viele da. Auch spannend, im öffentlichen Raum zu proben, statt hinter verschlossenen Türen. 
Unterschiedlichste Reaktionen in den letzten Tagen. Lautstarkes Dagegenhalten mit dröhnenden Bässen aus der am Fahrrad festgeschnallten Box. Interessierte Blicke aus der Ferne. Uninteressierte vorbeiziehende. Und sie. Das kleine Mädchen das jeden Tag da ist. Und absolut fasziniert und gebannt zuschaut. Ob sie heute auch wieder da sein wird? Es soll regnen. Ich würde ihr gerne mein knallgelbes Regenoutfit zeigen. Ob sie es genau so cool findet wie ich? Wehe es regnet nicht.

Jun 2021
Projekt NORMALABSTAND
Ein Gastbeitrag von Viola Lea Marien
Viola Lea Marien

 

Tanzen, Kreieren und Proben im öffentlichen Raum! Herausforderung und gleichzeitiger Balsam für die Seele - seinen Beruf ausüben, mit kunstschaffenden Kolleg_innen (endlich wieder) zusammenarbeiten zu können – sowie halb Winterlingen mit dabei zu haben. Unser Probenplatz im Herzen von Winterlingen ist der Place to be – irgendwie. Entweder liegt das an uns - oder an dem Dönerladen neben uns – so ganz habe ich es noch nicht herausgefunden. Aber weshalb es auch sein mag – es ist sehr spannend unter den neugierigen Blicken der Einwohner zu proben und zeitweise auch beobachten zu können, wie Viele stehen bleiben, für ein paar Momente das Gesehene betrachten (und) genießen und dann Gedanken erfüllt ihre Wege weiter ziehen.

Ich bin froh bei diesem Projekt mitwirken zu können. Die Auseinandersetzung und Erarbeitung wird gewiss meine Erinnerungen und Erzählungen über die letzten 1,5 Jahre prägen – ich hoffe, dass auch viele Besucher in diesen Genuss kommen werden. Gemütlich, mit Humor und Tiefgang in schöner Runde nochmal Revue passieren zu lassen, was die letzten 1,5 Jahre alles so passiert ist. Und wenn ihr auch wissen wollt, weshalb und wie wir die Schaufenster Winterlingens unsicher machen - dann müsst ihr vorbei kommen, ab dem 02. Juli. Wir freuen uns!

Jun 2021
Projekt NORMALABSTAND
Noch wenige Tage bis zur Premiere
normalabstand

 

Nur noch wenige Tage bis zur Premiere und neben den letzten intensiven Durchlaufproben und der Generalprobe gibt es noch einiges im Hintergrund zu organisieren und zu überlegen: Ablaufpläne und Anweisungen für die Tourbegleiter, damit auch alles wie am Schnürchen läuft, für die Zuschauer Regencapes bestellen, sind genug Helfer vor Ort, stimmt auch das Timing an den einzelnen Stationen, die Zuschauer der verschiedenen Gruppen sollen sich ja Corona-konform nicht begegnen und und und.
Viele kleine Handgriffe und Tätigkeiten sind noch zu tun und vor allem bin ich noch auf der Suche nach geeigneten
Toi Toi Toi- Geschenken für die Spieler und Premierengeschenken für meine KollegInnen.
Ob ich bis Freitag noch fündig werde?

02. Jul 2021
Projekt NORMALABSTAND
Endlich PREMIERE
normalabstand_Premiere

 

Uff, geschafft! Die Premiere liegt hinter uns.
Publikum und Presse zeigen sich begeistert und tief beein-druckt. Wir feiern uns. In knapp 3 Wochen intensiver Proben-zeit haben die Amateure und Profis ein berührendes Stück ge-schaffen und sind zu einem harmonischen Ensemble zusammengewachsen. Einfach schön.

Und Geschenke habe ich natürlich auch gefunden und dank helfender Hände sind die Toi Toi Tois echt schön geworden oder?

Jul 2021
Projekt NORMALABSTAND
Nach der Premiere

 

Presseberichte groß aufgemacht und voll des Lobes erschienen. Schwarzwälder Bote 05.07.2021

Leider regnet es die ganze Woche wie aus Eimern und entsprechend mau ist unser Vorverkauf für unser 2. Darbietungswochenende. Schade.

Und manchmal frage ich mich schon, ob es nur am Wetter liegt oder das Thema für die meisten Menschen ein no go ist. Viele können das Wort Corona nicht mehr hören und gleichzeitig werden wir lernen müssen, damit zu leben. Was wiederum bedeutet als erstes Draufzuschauen auf das was ist. Und das machen wir mit diesem Stück, humorvoll und berührend. Die Zuschauer vom letzten Wochenende hat das Stück bewegt und es wurde im Anschluss viel geredet, sehr persönlich und nah waren einzelne Nachgespräche. Diese Nähe wieder zu kreieren, Raum zur Begegnung in diesem neuen Abstand zu schaffen, das waren verschiedene Ziele, die wir uns gesetzt haben und die haben wir erreicht.

12. Jul 2021
Projekt NORMALABSTAND
E-Mail Nachricht nach Veranstaltungsbesuch

 

Guten Tag Frau Nolle-Rieder,
die mit Spannung erwartete Begehung von und mit "Normalabstand" am 10.07.2021 liegt mit großer Begeisterung hinter uns. Mein Mann und ich waren uns nicht sicher, ob Sie uns noch erkannt haben. (Drehorgel)

Unsere Tochter war mit ihrem Mann bei der Premiere und ebenso begeistert, hat uns jedoch der Spannung wegen nichts verraten.

Euch allen gebührt ein ganz großes Lob für diese lockere und kunstvolle Darbietung mit so vielen verschiedenen Facetten.
Ein kleines I-Tüpfelchen waren dabei noch unsere Guides, der charmante Franzose mit seiner Begleitung, mit denen wir nachher noch privat bis 1.00 Uhr versumpften.

Sorry, ich habe mir einfach erlaubt Sie zu dutzen!

Mit nochmaligem Lob der gesamten Gruppe vom K3, mit Ihnen an der Spitze, weiterhin viel Erfolg und Freude.
Wir werden eure Veranstaltungen im Auge behalten.

Mit herzlichen Grüßen
Elisabeth & Hans Oswald

26. Jul 2021
Projekt NORMALABSTAND
Wehmut
Normalabstand

 

Mit etwas Wehmut hänge ich 2 Wochen nach der letzten Vorstellung die vielen Zettel aus den Schaufenstern ab. Dabei lese ich nochmal einzelne Aussagen unserer Zuschauer: ein buntes Bild an Meinungen und Empfindungen ist hier zustande gekommen. Wie bei den vielen Interviews denke ich: ein Stück Zeitgeschichte.
Ich verwahre alle Zettel sorgsam und hebe sie auf. Wer weiß, vielleicht machen wir aus all den berührenden Interviews und diesen Aussagen noch eine Dokumentation.
Einfach wegschmeißen mag ich es jedenfalls nicht und falls wir im Herbst noch Zeit, Energie und etwas Geld dafür übrig haben, können wir es ja angehen…

Aug 2021
Projekt NORMALABSTAND
Letze Aufgabe

 

Nun sitze ich daran die letzten Zahlungen anzuweisen, die Berichte für die Förderträger (Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Bundesregierung für Kultur und Medien und  vom Ministerium für Wirtschaft, Forschung und Kunst über den Landesverband Amateurtheater Baden- Württemberg) zu schreiben und die Kosten- und Finanzierungspläne abschließend zu erstellen.

Das ist manchmal eine zähe Aufgabe. Diesmal kann ich hier auf der Seite spickeln: was haben wir denn wann alles gemacht und ich freue mich an den unterschiedlichen Beiträgen.

NORMALABSTAND hat definitiv alle Teilnehmer, ob Vereinsmitglieder oder Zuschauer, freie Helfer (Tourbegleiter) oder Profi-Künstler, einander näher gebracht und diese Nähe, dieses Ensemble-Gefühl taucht bei mir auch heute noch auf, wenn ich so im Rückblick von wenigen Wochen an diese Produktion denke. Ob es den anderen auch so geht?

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